Als kleiner Exkurs: in den Märchen oder Mythen unterschiedlicher Zeiten und Kulturen finden sich immer wieder ähnliche Figuren – sogar wenn diese Kulturen nie voneinander beeinflusst worden waren. Carl Gustav Jung (eher bekannt als C. G. Jung), einer der Mitbegründer der Psychoanalyse, hat sich intensiv damit beschäftigt und diese Figuren als Archetypen oder Urformen bezeichnet.
Beispiele für diese Archetypen sind: Mutter, Vater, Kind, Gott und Teufel, der weise alte Mann oder die weise alte Frau, der Herrscher, der Krieger, der Rebell, der Wanderer, der Gelehrte, der Helfer oder Heiler, der Künstler oder Kreative, der Zauberer, der Narr, die große Mutter oder Göttin uvm.
Natürlich würde in einer modernen Erzählung kein Herrscher oder Heiler auftreten, die Funktion ersetzen heute ein Geschäftsführer beziehungsweise ein Arzt oder ein anderer Therapeut. Der Zauberer könnte ein gewiefter technischer Experte sein, der eine Lösung fast wie auf Knopfdruck ‚herbeizaubert’.
Neben archetypischen Figuren gibt es auch archetypische Ereignisse oder Symbole, dazu zählen Geburt und Entwicklung, das Heranreifen und der Abschied vom Elternhaus, Heirat und Familie, Alter und Tod sowie symbolträchtige Dinge wie Fluss und Meer, Kreise und Kreuze usw. Auch eine Reise hat einen hohen Symbolwert, sie steht für einen Aufbruch in etwas Unbekanntes, für Veränderung, aber auch für die Lebensreise selbst.
Wer noch tiefer eintauchen will in das Thema Ereignisse in alten Geschichten, kann sich darüber hinaus mit Vladimir Propp und seiner Analyse alter Märchen beschäftigen. Propp hat herausgefunden, dass die untersuchten Märchen auf 31 Handlungs-Funktionen basieren. Diese Handlungs-Funktionen erscheinen zwar nicht alle miteinander in den Märchen, jedoch stets in der gleichen Reihenfolge – die Struktur der Märchen ordnet diese inhaltlichen Elemente immer in der gleichen Abfolge an. Zu den Beispielen gehören: die Rettung des Helden, Erfüllung einer schwierigen Aufgabe, der Kampf gegen das Böse.