Heute Morgen habe ich so etwas wie den Horror eines jeden Autoren erlebt: eine Arbeitsdatei fehlt. Spurlos weg.
Mit Computern arbeite ich seit 1988 oder 1989 (mein erster PC war der Atari ST 1040) und im Studium habe ich beim Schreiben von Seminararbeiten schon einige Erfahrungen mit nicht zwischengespeicherten Dateien gemacht. Daher bin ich mir der Gefahren durchaus bewusst und speichere fleißig alle Dateien.
Damit beim Storytelling-Buch nichts schief läuft, arbeite ich mit Versionierungen. Die Dateien sind bei einem Cloud-Anbieter gespeichert, damit ich auf zwei Geräten arbeiten kann: zum einen mit dem Rechner auf dem Schreibtisch, zum anderen mit dem kleineren Laptop dort, wo immer mir der Sinn nach Schreiben steht.
Für die einzelnen Versionen nutze ich Dateinamen, die mit Jahreszahl, Monat und Tag beginnen, also z.B. 20190104_Dateiname, gefolgt von 20190105_Dateiname. In den letzten zwei Wochen habe ich nicht täglich gearbeitet (da war erst der ganze Vorweihnachtsstress und danach das Weihnachtsfest mit einigen Familientreffen), aber die Versionen vom 26. und vom 27. Dezember sind da. Danach kam blöderweise eine Erkältung, bei der ich zwar bissel am Schreibtisch gebrütet habe, aber geistig nicht richtig da war und nicht wirklich vorankam. Und dann habe ich am 31. Dezember nochmals drangesessen und einige Abschnitte geschafft. Theoretisch müsste also eine Version 20181231_Dateiname vorhanden sein.
Die letzten Tage passierte nicht so viel (tja, die ersten Termine des Jahres standen an), aber heute wollte ich wieder ein großes Stück vorankommen. Also öffne ich die letzte Datei in der Chronologie, ohne genauer auf den Dateinamen zu schauen. Ich bin gleich zum nächsten Kapitel und habe in zwei Stunden etliche Absätze geschafft. Dann kam mir ein Gedanke, den ich im vorigen Kapitel nachschlagen wollte – aber da war nichts ausformuliert, nur das Rohmaterial mit Stichpunkten. Dann kucke ich auf den Dateinamen und merke, dass ich nicht in der Datei vom 31.12. bin. Also suche ich diese Datei, auf beiden Festplatten und in der Cloud. Nichts gefunden. Nun frage ich mich, wieso ich diese Datei nicht finde. Eigentlich vertraue ich der Technik, wenn über die Suchfunktion nichts zu finden ist, dann wird das so richtig sein. Bedeutet das dann aber nicht, dass mein Gedächtnis mir einen Streich spielt? Oder habe ich von der Arbeit am vorigen Kapitel nur geträumt? Bin gerade etwas ratlos. Aber rätseln bringt mich jetzt nicht weiter, zurück an die Arbeit! …